Namensgebung der Posaunenchöre
Warum heißen die Posaunenchöre eigentlich Posaunenchöre, wo doch neben Posaunen auch andere Blechblasinstrumente, meistens sogar in der deutlichen Mehrzahl, vertreten sind?
In biblischen Zeiten gab es keine Instrumente, die unseren heutigen Posaunen ähnlich waren. An vielen Stellen in der Bibel ist jedoch von "Schopharen" die Rede. Das Schophar bezeichnet das Widderhorn, welches zu kultischen Anlässen gespielt wurde, und mitunter sogar die Stimme Gottes symbolisierte. Nun hatte Martin Luther, der mit seiner sprachgewaltigen Bibelübersetzung dem einfachen Volk verständlich sein wollte, ein Problem: für das Wort Schophar gab es nämlich im Deutschen keine rechte Entsprechung, derartig genutzte Tierhörner waren im Deutschland des 15. Jahrhunderts unbekannt. Also übersetzte Luther einfach das Schophar und alle hebräischen Begriffe für Polsterzungeninstrumente (das sind alle Instrumente, die wie Blechblasinstrumente angespielt werden), mit dem Wort "Posaune", weil er glaubte, dass dieses damals recht moderne Instrument am ehesten den Gedanken des Sakralen, Majestätischen und Göttlichen in sich trägt.
Von vielen Posaunenchören, die sich im Zuge der Erweckungsbewegung ganz auf die biblischen Psalmen besannen, wurde nun besonders der Psalm 150 als Auftrag interpretiert. Dort heißt es in der Luther-Übersetzung: "Hallelujah! Lobet Gott in seinem Heiligtum, ... Lobet ihn mit Posaunen ... Alles, was Odem hat, lobe den Herrn!" Pfarrer Johannes Kuhlo, der wichtigste Mann in den ersten Jahrzehnten der Posaunenchorbewegung, bezeichnete sich selbst gern als Mitarbeiter am Psalm 150. So wurde die Posaune das sinnbildliche und namensgebende Instrument für die kirchlichen Bläserchöre.